Von Hamburg nach Gomera.
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an deren Uniform man die blanken Knöpfe unserer deutschen
Truppen nicht ungern vermißte, hielten an manchen Punkten
Wache. Ungeheure Warenmassen lagen an den Kais unter
freiem Himmel aufgespeichert, und manche der schönen Kanäle,
die die Stadt nach allen Richtungen hin durchziehen, waren
durch die Menge der in Untätigkeit versetzten Fahrzeuge fast
verstopft. Trotz der Stockung der Arbeit, die überall zu bemer-
ken war, machten aber doch Hafen und Stadt den Eindruck regen,
flutenden, aber in ungewöhnliche Bahnen eingelenkten Lebens.
Über den breiten Maasstrom führt eine kolossale Eisenbahn-
brücke und daneben eine Brücke für Wagen und Fußgänger.
Über sie gelangte ich auf die große Flußinsel Nordereiland, von
der aus ich schöne Blicke auf die von zahlreichen Schiffen belebte
Maas genoß. Heimatgedanken wurden wach, als der Frachtkahn
»Erbgroßherzog von Baden« der »Neuen Karlsruher Schiftahrts-
aktiengesellschaft« vorüberzog.
Bei meinen stundenlangen Streifereien durch die Stadt
erfreute ich mich an den sauberen holländischen Häusern mit
ihren eleganten Türen und großen Schiebefenstern, bewunderte
die alten, schmalen Häuser in der Hoogstraat, das elfstöckige
Wittehuis, den mächtigen Eisenbahnviadukt, der die Stadt durch-
zieht und die drei Windmühlen, die sich mitten in der Stadt
erheben, besichtigte auch pflichtgemäß das Museum Boymans mit
seinen wenig bedeutenden Gremälden, den zoologischen Garten,
wo mich ein Urang-Utan freundschaftlich begrüßte, das Erasmus-
denkmal sowie den Brunnen, der auf dem neuen Markt zur
Erinnerung an die Unabhängigkeitserklärung der Niederlande
steht, wo mich die Schulkinder umtanzten und wissen wollten, ob
ich ein »Englishman« oder ein »Germanman« sei.
Für alles das nahm ich das schlechte Pflaster der hollän-
dischen Hafenstadt und die noch schlechteren Nächte auf dem
Schiff gern in Kauf. An Schlafen war nicht zu denken wegen
des ununterbrochenen Ladens und Rasselns der Maschine. Ich
ging um drei Uhr nachts an Deck und sah unter mir das Fahr-
zeug, aus dem der Krahn die Ballen mit Torfmull, der in
Teneriffa zum Verpacken der Früchte verwendet wird, heraushob.
Ich sah auch die zahlreichen Kisten mit Schnaps, die hier zur
Vergiftung unserer schwarzen Landsleute in Afrika eingeschifft
wurden, und die Kisten mit Kalkpfeifen, die als Tauschmittel