Full text: Gomera, die Waldinsel der Kanaren

San Sebastian. 19 
entlang, die, wie das von mir bewohnte, keine Fenster nach 
außen haben. Im Hof, wo sich die Eingänge zur Küche, dem 
kleinen Speisezimmer der Wirtsleute und dem Ziegenstall befinden, 
steht der eigenartige Brunnen der Kanarier, ein gitterförmig 
durchbrochener Holzschrein, der die »Pila« enthält, ein aus 
porösem Stein geformtes Becken, das täglich mit Wasser gefüllt 
wird, damit dieses in einen darunter stehenden Krug sickert, aus 
dem es mit einem Glase geschöpft wird. 
Die Pila oder der Filtrierstein entsteht, wie Leopold von 
Buch berichtet, noch täglich am Meeresufer von Gran Canaria 
zwischen Las Palmas und der Isleta als ein Konglomerat aus 
kleinen, durch die Wellen abgerundeten Körnern von Trachyt 
und Basalt und Brocken von zerbrochenen Muscheln. Der heftige 
Nordostpassat, der unausgesetzt den ganzen Sommer hindurch 
weht, erhebt die Brocken und Körner, führt sie über die schmale 
Landenge, die die Isleta mit der Insel verbindet und setzt sie 
auf der anderen Seite als Dünen wieder ab. Hinter den Dünen 
trifft der Wind das Ufer nicht mehr, die Wellen spielen unauf- 
hörlich mit dem Sande, und das Wasser verbindet nach und nach 
die Körner zu einer festen Masse. Die meisten Körner des 
Filtriersteins sind rund, kalkartig und umgeben einen sichtbaren 
Kern, einen dunkeln, kleinen Brocken von Basalt oder Trachyt 
oder ein Muschelstück. 
Am Tage nach meiner Ankunft auf Gomera erhob ich 
mich in der Frühe des Morgens von meinem Lager und schaute 
vergebens nach Waschkanne, Wasserflasche und Trinkglas aus. 
Ein Tropfen Wasser in einem winzigen Waschnapf mußte ge- 
nügen, den Schmutz des vorherigen Tages von meinem Körper 
abzuspülen. Ungeziefer bemerkte ich glücklicherweise nicht. 
Mein Frühstück nahm ich in der benachbarten Kneipe des Don 
Pablo ein, denn die Fondawirtin spendete nur ein elendes 
Täßchen schwarzen Kaffees ohne Milch und Gebäck. Dann 
unternahm ich in Begleitung des deutschen Kaufmanns einen 
kleinen Spaziergang zur Besichtigung der Stadt. 
Wir betraten die Plaza de la Constitucion, an der die Fonda, 
die Tienda des Don Pablo und das blau getünchte Haus des Arztes 
Massias liegen. Von dieser Plaza gehen drei Straßen aus, die in 
der Längsrichtung des Barranco de la Villa verlaufen: die Calle 
Alphonso treize, die Calle Romanones und die Calle de Ruiz Padron. 
er 
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