Von San Sebastian nach der Ermita de la Guadelupe. 69
distel (Prenanthes spinosus). Der rote Felsen steht nur durch
eine niedere, schmale Mauer mit der hohen Felswand der rechten
Talseite in Verbindung. Die Mauer ist von einem Felsentor
durchbrochen, durch das man auf den bei Ebbe weithin zugäng-
lichen Felsenstrand gelangt. Auch hier ist die Oberfläche der
Felsen mit unzähligen Seepocken (Chtamalus stellatus) bedeckt.
Die Ebbetümpel sind mit den hellgrünen Fäden der Alge Entero-
morpha compressa dicht bewachsen und werden von zahlreichen
Seeigeln (Paracentrotus lividus), Garneelen (Palaemon squilla)
und kleinen Fischen belebt. In den Löchern und Spalten des
Gesteins wuchern rötlichblaue Synascidien (Cystodites delle-
chiajei) und verschiedenfarbige Schwämme (Aplysina aerophoba,
Suberites spec., Chalina spec.). In den strandwärts vom Felsen-
tor gelegenen Tümpeln sah ich an der Oberfläche des Wassers
Schwärme von Milben, deren eiförmiger Körper mit kleinen Bor-
sten besetzt war, die sich noch zahlreicher an den verhältnismäßig
langen Beinen vorfanden. Diese marinen Milben stellen in tier-
geographischer Hinsicht einen gewissen Gegensatz zu den Floh-
krebsen dar: während diese auf der Wanderung vom Meer zum
Festland begriffen sind, wandern jene umgekehrt vom Festland
ins Meer.
Von der Mündung des Barranco de Bilbao aus führt ein
schmaler, horizontaler Pfad längs der steilen Felsenküste in deren
halber Höhe nach Norden. Auf seiner einen Seite steigen die
Felsen senkrecht empor, auf seiner anderen fallen sie ebenso
senkrecht nach dem Meere ab. Das Gestein der Felswand zur
Seite des Weges zeigt alle möglichen Farben, indem weiße,
graue, braune und rotbraune Tuffbänke und blaugraue Basalt-
bänke mit einander abwechseln. Die Tuffe sind vielfach mit
weißen Kalkspatgängen durchzogen.
Ich sammelte die verschiedenen Arten der Tuffe und Laven
und notierte ihre Übereinanderlagerung. Herr Professor Paulcke
untersuchte die gesammelten Stücke und gab mir kurze Charak-
teristiken, die ich hier in der Reihenfolge mitteile, in der die Ge-
steine angeordnet sind, wenn man den Pfad zum Ausgangspunkt
nimmt: ı. Ein stark kaolinisiertes, weißes Gestein, wahrscheinlich
stark zersetzte Lava. In die Bänke dieses Gesteins sind tiefe,
flache Höhlungen eingewaschen, die den Eindruck machen, als ob
sie durch die Wirkung der Meeresbrandung entstanden wären,