allen grünen Farbschattierungen schillert. Wir verlassen diese gastliche Stätte
deutscher Kultur und werden zum Abschied noch mit einem Vermouth erfreut - mit
vielem Dank. Herr Lüdemann, der Vorsitzende des Deutschen Schulvereins hier,
der uns liebenswürdigerweise führt, zeigt uns noch verschiedene Bauten, Schulen
und Kirchen hier oben. Wir fahren dann noch ein Stück ins Land und bekommen ei-
nen Einblick in die einfache Lebensweise der Eingeborenen, die hier ihre Hütten
haben, Hier konnte ich viele schöne Aufnahmen zum Andenken machen.
Heute abend gingen wir in ein vollkommen offenes Kino, also wie ein Sommergarten,
Gegeben wurde der bei uns lange verbotene Remarque-Film, Unsere deutsche Jugend,
der Drill, der Krieg ... ich habe nır den Anfang gesehen, dann bin ich beinahe
heulend hinausgelaufen über diesen Schmarren, der so aufregend wirkt und also
heute, nach 13 Jahren von unseren früheren Feinden noch bewusst, allen Völkern
der Erde, zum Nachteil unseres Ansehens, verzepft wird. Es ist eine Affenschan-
de. Pfui Deubel!
22.10.31, Gestern abend wurde ich zu einer Stadt-Autofahrt eingeladen, Es gibt
hier prächtige Regierungsgebäude, teilweise ganz neu, Kasernen, die wie Schlös-
ser aussehen, gross angelegte Parks, die aber wenig besucht werden, Die Fahrt
ging zum Hafen, in dem verschiedene grössere Dampfer lagen. Dieser Hafen ist
erst vor 20 Jahren angelegt. Friher konnten die Dampfer hier nicht anlegen, son«=
dern mussten auf der Reede, vor der Barre halten. Da die Brandung sehr stark war,
so konnten die Passagiere nur mit einem Kran, an dem ein Korb hing, herunterge-
lassen werden, was mitunter sehr schwierig war.
In dem Bassin eines Parks schwamm eine Seekuh aus dem Amazonenstronm, und viel
Volk sah sich dieses Untier an, - "Schen Sie, hier", sagte mein liebenswürdiger
Begleiter, "wohne ich", Wie im vorigen Jahr die Revolution war, konnten wir
5 Tage nicht aus dem Hause gehen, denn es wurde dauernd geschossen, und es gab
50 Tote,
Militär, Schutzleute, Strassenbeamte, Schaffner, alles in tadellos neuer Klei-
dung. Trotz der vielseitig gemischten Bevölkerung herrscht überall gute Ordnung.
Heute wird es wieder sehr warm werden, Die Temperaturen liegen übrigens im gan-
zen Jahr zwischen 20 und 35 Grad, selten drunter oder drüber,
Weitere Ausflüge Ms Innere des Landes und an den Strand.
Eingeleitet wurde der Tag heute morgen um 6 Uhr, und zwar alles zu gleicher Zeit,
durch: Hahnenkrähen, aber zu Dutzenden, Truthahn-Kollern, Glockenläuten, Autohu=
pen, Trompetenstösse, Rattern der Strassenbahn, 5 Minuten langes Heulen der Sire-
nen- und Dampfpfeifen und dann die verschiedenen Ausrufer mit ihren lauten Stim-
men - mehr kann man als Morgenkonzert nicht verlangen. Um 7 Uhr wurde ich von
Herrn Breitenbach, meinem früheren Lehrling, abgeholt, um ins Innere zu fahren,
Wer Neigung für Ssekrankheit hat, dürfte diese Fahrt nicht mitmachen, denn wir
fuhren, nachdem wir die Landstrasse verlassen hatten, einen grundlosen Sandweg,
"Hoffentlich hält die nächste Brücke noch" sagte mein Begleiter und machte sein
Gewehr schussbereit, falls irgendein Wild zu sehen war; dann stiegen wir aus,
Wir hielten vor einer Palmenblätterhütte, hier war es herrlich frisch, trotz der
Hitze, denn ein riesengrosser Mangobaum und dicht stehende Cocosnusspalmen, sowie
die zur Seite gepflanzten Kaffeesträucher und Bananenbäume gaben reichlich Schutz
gegen die Sonne, Am liebsten wäre ich hier geblieben und hätte mich auf die ein-
fache Bank gesetzt. Die dunkelbraunen Kinder wurden durch einige Bonbons bald zu-
traulich.
Wir machten eine Streife durch - na, sagen wir: durch die Gegend. Cocospalmen,
Mangobäume und ein Dutzend anderer exotischer Gewächse standen bunt durcheinan-
der, und ein ganz schmaler Fusspfad durch das hohe Gras zeigte uns den Weg,oder
nur den Reitweg. Doch ich streikte bald wegen der Hitze und ging zur Hütte zurtck,
Mit affenartiger Geschwindigkeit kletterte ein Mulatte an einer hohen (ocospalme
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