Full text: Mit dem Luftschiff "Graf Zeppelin" nach Pernambuco

hoch und holte einige reife Früchte herunter. Das Entbasten war nicht so einfach, 
da der Bast noch ganz fest und zäh. Dann gab es köstliche Cocosmilch und geraspel- 
ten Cocoskern,. Ich machte verschiedene Aufnahmen, und die Kinder sahen eingehend 
zu, wie ich einen Film wechselte, Es ist doch eine ganz andere Welt! Ich sah nun 
das Innere der Hütte, bestehend aus 2 Räumen, die durch eine Wand mit einem Loch 
getrennt sind, Einrichtung: ein Tisch, eine Kochstelle, eine niedrige Bank ohne 
Lehne, Geschlafen wird auf dem Boden. 
Dabei bestätigte mir Herr Breitenbach, was ich auch schon empfunden hatte, dass 
die Leute glücklich in ihrer Bedürfnislosigkeit sind. Die kleinen Kinder laufen 
vollkommen nackt umher, die grösseren haben ein Hemd oder ein Badehöschen an, 
später einen leichten Anzug. 
Von der traulichen Stätte schieden wir, ohne Waidmannsheil gehabt zu haben, be- 
sichtigten noch die grosszügig neu angelegte Wasserleitung, die hier in den nie- 
drigen Bergen liegt und dann ging's heim, 
Gegen Abend fuhr ich zusammen mit einem Mitreisenden mit der Strassenbahn zum Ba- 
destrand,. Von Beton und Stein ist hier ein 5 Kilometer langer Badestrand, zu dem 
die Strassenbahn auf doppelgleisigen Schienen fährt, angelegt. Die Sache hat sicher 
mehrere Millionen gekostet, Aber will man einen Badeanzug haben, so ist das nicht 
so einfach, denn hier ist kein Fremdenrerkehr, Wir bekamen schliesslich zwei dicke 
wollene Halbhosen, die aber viel zu eng waren; doch es musste gehen, denn die See 
war zu verlockend, und es war Flut. Wir waren allein, denn gebadet wird hauptsäch- 
lich morgens von 5 - 7 Uhr bei Sonnenaufgang. Die Brandung war schön, da Felsen- 
riffe davor lagen, aber das Wasser des Ozeans war lauwarm: 28 Grad. Von der Luft 
liess man sich trocknen, denn Badetücher gab es nicht. Interessant sind hier die 
Fischerboote "Jangada", eigentlich sind es Flösse, von Holz leicht wie Kork, mit 
einem schweren Ruder und Segel. Grosse Gewandtheit gehört dazu, sie durch die 
Brandung zu bringen. 
Abends um 21 Uhr sah ich direkt in der Nebenstrasse vom Hotel, wie eine Abteilung 
Militär übte, Platz war nur die Breite und Länge der Strasse, doch es klappte vor- 
züglich, Alles in tadellosen Khaki-Uniformen, Bei "Gewehr ab" knallten die Gewehre 
auf das Strassenpflaster, denn Lärm muss dabei sein, Am Tage ist es zum Veben zu 
heiss, 
23,10.31. Unser Zepp kam gestern abend ptinktlich um 22 Uhr von seiner Rio-Fahrt 
' zurück und heute nacht 0,05 Uhr fahren wir wieder der Heimat zu. Heute morgen 
kommt der letzte Ausflug in die Umgebung, wie schnell ist doch die Zeit vergan- 
gen. Wir fahren querfeldein, zunächst noch gepflasterte Strassen, denn aber mur 
dureh Sand mit tiefen Löchern; doch unser Fahrer meisterte die Sache, wenn auch 
das Steuer unglaubliche Schwankungen macht. Wieder ein ganz anderes Bild wie ge- 
stern. Hügliges Gelände und im Tal Wiesen mit Kuhherden und Pferden. Auf dem Weg 
ist viel Verkehr nach Pernambuco von Eingeborenen zu Fuss und zu Pferde, Die 
Fussgänger tragen alles auf dem Kopfe, teilweise in Riesenausmassen, aber auch 
kleinste Stticke, Ich sah einen baumlangen Neger, der hatte auf seinem Strohhut 
ein kleines Emaillebecken mit Holzkohlen stehen und ging stolz an uns vorbei. 
Grosse Möbelsttcke, Eiskasten, Brot, Früchte, Wäsche usw, werden oben balanciert. 
In Pernambuco sah ich 6 Mann, die auf dem Kopf ein grosses Piano trugen und da- 
bei sangen, denn soll es nicht verstimmt werden! Ich konnte leider nicht knip- 
sen, da der Verkehr zu stark war. Die kleinen Pferdchen sind schwer beladen mit 
Holz, Zuckerrohrstangen, Holzkohle, Gras, Palmenblätter und bei letzteren sieht 
man das Pferd tiberhaupt nicht mehr, Bei allen anderen Sachen sitzt der Reiter 
noch oben darauf,trotzdem die Pferdchen klein und mager sind. Früchte und ähn- 
liche Sachen werden von den Eingeborenen mit Tragbalken transportiert, 
Die Landschaft wechselte, in der Hauptsache grosse Mangobäume und Palmen. Wir 
kommen an einen Flussteich, da war ein lustiges Treiben, Frauen wuschen ihre 
ıl
	        
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