Full text: Mit dem Luftschiff "Graf Zeppelin" nach Pernambuco

Dampfer von hier oben, trotzdem er 14.000 Tonnen gross ist. Wir stoppen ab,las- 
sen ihn ganz nahe und niedrig vorbeikommen, Flaggengrüssen, Sirenen, viele hun- 
dert Menschen an Deek winken uns zu, und wir fahren weiter. Einen grossen engli- 
schen Dampfer überholen wir soeben. 
Schwarze, schwere Wolkenballen stehen am Himmel, eine lange Wand, die nicht zu 
umgehen ist, wir müssen hindurch, Gewaltige Regenmassen und Böen prasseln auf 
die Spitze, das Schiff neigt sich lebhaft nach vorn über, doch bald wird es wie- 
der hochgerissen, wir werden kräftig geschtittelt und schon sind wir durch.Weitere 
Wolkenwände folgen, nachher wird es wieder ruhiger, Es ist noch sehr warm und ich 
schlafe nur unter dem Bettlaken. Um 23.20 Uhr Wecken, weil ein französisches 
Kriegsschiff in Sicht, In der Ferne sehen wir einen Scheinwerfer auf uns gerich- 
tet, magisch in dem Dunkel der Nacht, Wir fahren aufeinander zu und wechseln Sig- 
nale, Rs ist das französische Schulschiff "Jeanne d'tArc", das nach Brasilien 
fährt. Schon sind wir aneinander vorbei und es herrscht Ruhe im Schiff, 
Ueber dem Wolkenmeer. 
25.10.31. Heute morgen 8.25 Uhr sichten wir die Cap Verdischen Inseln, wo es ziem- 
lich stürmisch zugeht, das Meer hat weisse Kämme, Die Berge liegen im Dunst. Wei- 
ter geht's, Nebel lagert auf dem Wasser, und wir fahren oben in der Sonne darüber 
hin. Es ist Sonntag, das deutsche Mittagessen hat uns gut gemundet. Die Wetterlage 
ist ruhiger geworden, wir gehen von 300 auf 900 Meter Höhe, hier oben ist es schön 
kühl, ich lebe auf, da ich Wärme nicht gut vertragen kann. Augenblicklich fahren 
wir in dieser Höhe durch dieke weisse Wolken, vom Meer ist nichts zu sehen, halt, 
doch, da kommt es wieder durch, und jetzt sind wir aus dieser Wolkenwand schon wie- 
der heraus,und wir haben einen weiten Blick über das Meer. An der Grösse des Zeppe- 
1in-Schattens kann man die Höhe und Geschwindigkeit ausrechnen, je kleiner, j® hö- 
her. Wir sind jetzt auf 1200 m Höhe, eine Wolkenschicht unter uns liegt ca, 600 m 
hoch, ab und zu schaut man durch auf das Neer, Die Wolkenfetzen zeigen Regenbogen- 
farben in Ringen, und wir sehen einen doppelten Zeppelin-Schatten, und zwar einen 
grösseren, der durch den regenbogenfarbigen Ring eilt in 600 m Höhe und einen klei- 
nen dunkleren auf dem Wasser, alle Augenblicke, je nachdem, wie die Wolken fliegen, 
wiederholt sich das Bild. 
Man glaubt, am eisigen Nordpol zu sein, die weissen, von der Sonne beschienenen Wol= 
kenwände, die ringsherum stehen, sehen aus wie Eisberge und Gletscher, Herrlich wie 
ein Naturwunder, 
Stundenlang fahren wir iiber den Wolken dahin, ab und zu ein blauer Streifen vom Meer, 
man ist in ganz eigenartiger Stimmung, so vollkommen losgelöst von allem Irdischen, 
Es wird immer schöner, der Zeppelinschatten läuft auf den Wolken mit einem Regenbo- 
genring um den Kopf, Scheinbare Alpseen mit schneeigen Bergen sind da, die Sonne 
geht hinter den weissen Wolkenzacken unter mit Alpenglühn, auf der anderen Seite 
scheint plötzlich der Vollmond klar, der soeben noch kaum zu sehen war, Hier klarer 
roter Abendhimmel nach Sonnenuntergang - gegenüber der Vollmond, silberne Strahlen 
auf die Wolkenberge werfend. Selten soll dies Naturschauspiel so Schön zu sehen ge- 
wesen sein. Wir lassen Teneriffa rechts liegen und steuern auf Madeira zu. Wir kom« 
men jetzt in ein unter uns liegendes Wolkenmeer, welches durchbrochen ist, sodass 
die vom Mond beschienenen weissen Wolken wie Baumwollflocken scheinbar auf dem Nas- 
ser stehen, in Wirklichkeit aber mehrere hundert Meter darüber hängen, Silberne 
Streifen wirft das Mondlicht dazwischen auf Meer und Wolken. 
Märchenhaft - märchenhaft - weltentrückt - weltenfern. Man ahnt, wie leicht die See- 
le zum Himmel schweben kann, und ich würde mich nicht wundern, wenn sie es jetzt 
täte, - ZUINZEITI 
ESTER TRTIEIEISTTENTLTER STE Sn N EZE 
13
	        
© 2007 - | IAI SPK
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.