Full text: Deutschland in Uruguay

Carlos Blixén. 
10 
in fest eingewurzelten Vorurteilen, im fanatischen Fest- 
halten an den durch die Jahrhunderte geheiligten Úber- 
lieferungen vielleicht auch in einer verschiedenen Autf- 
fassung von menschlichem Gliúek und dem Zweck seines 
Daseins seinen Ursprung hat. Sie gleichen gewisser- 
mafen einer Pflanze, die sich, dem Anscheine nach, 
rachitisch. unansehnlich, kriánklich úber dem  Boden 
erhebt. und die ausrotten zu wollen doch vergeblich sein 
wirde. weil ihre Wurzeln sich von dem Salte niihren, der 
ihnen im tiefen SchoBe der Erde zu neuem Leben zu- 
strómt. Fúr China haben Zeit und Raum kein Perspektiven. 
Die Persónlichkeiten seiner Geschichte bewegen sich, 
gerade wie die Figuren auf seinen Bildern, alle in einer 
und derselben Fláche.  Seit fast zweihundert Jahren 
arbeiten die Englinder daran, Indien zu europiisieren. 
Heute stehen diesem Lande in materieller Beziehung alle 
Fortschritte der Zivilisation zu Gebote; es hat seine Eisen- 
bahnen, seine Telegraphen, seine Telephone, seine elek- 
trische Beleuchtung, es verfiigt úber einen Verwaltungs- 
apparat, der nichts zu wiúnschen úbrig láibt. Aber wenn 
die deutschen Kolonien in Afrika das von der Vorsehung 
ihnen gesteckte Ziel erreicht haben, wenn in ihnen 
Millionen von Menschen in Gliick und Wohlstand leben, 
welche durch ihre Rasse, ihre  Sitten, ihre Lebens- 
anschauungen wiúrdige Sóhne ihrer Váter sind, wenn mit 
einem Worte sich dort ein groBes Stiick des deutschen 
Vaterlandes befindet, dann wird es in Indien noch Brah- 
minen geben, die dem Haupte des Schopfers entsprossen 
sind, und Indras, die seinen Fúben entstammen. Die 
heiligen Wasser des Ganges werden noch keine von ihren 
iibernatúrlichen Eigenschaften verloren haben, Embleme 
des Lasters werden noch Gegenstand frommer Verehrung 
sein, wie sie es heute sind und es vor zweihundert Jahren 
waren. Was dann aus  einigen  stidamerikanischen 
Republiken geworden sein wird, ist nicht sechwer voraus- 
zusagen. Als die Republik Uruguay im Jahre 1830 ¡hre
	        
© 2007 - | IAI SPK
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.