Full text: Deutschland in Uruguay

16 Carlos Blixén. 
mag, daf die vergangenen Revolutionen in Uruguay, wenn 
sie uns auch einen Augenblick in unserem materiellen 
Fortschritt aufgehalten und uns Tausende von Leben ge- 
kostet und uns mit Schulden belastet haben, trotzdem 
ein notwendiges Ubel gewesen sind, das groBe Wohltaten 
schuf. Ich glaube, da, wenn Sie mich zu Ende gehórt 
haben, Sie anerkennen werden, daf mein Optimismus 
in dieser Hinsicht doch nicht genau dem des gelehrten 
Dr. Pauglef gleicht, welcher, nachdem er der Liebe einen 
Teil seiner persónlichen Reize geopfert, nachdem er in 
Lissabon gehenkt worden war, nachdem er in der Tirkei 
als Sklave gedient hatte und in der ganzen Welt umbher- 
eeschlagen worden war, seinerseits nachwies, dal diese 
kleinen Leiden fúr ihn ein groBes Gliúck gewesen waren, 
weil, wenn sie ihm nicht zugestoben wiiren, er sich ¡etzt 
nicht — wenn auch arm und lendenlahm an der Kuste 
des Pyrius befinden wúrde und dort Bonbons essen kónnte. 
Um úber die Politik der súdamerikanischen Republiken 
urteilen zu kónnen, ohne diesen groBe Ungerechtigkeit 
zuzufiigen, mu man in den dortigen Verhiiltnissen heimisch 
sein, muf den Zustand kennen, in welchen sie sich be- 
fanden, als sie ihre Unabhingigkeit erkliirten, und die 
Mittel abschiitzen, die ihnen zu Grebote standen, um eine 
endgúltige Organisation zu erlangen, die gegriúndet ist auf 
der vollendeten Harmonie ihrer Gesetzgebung nicht nur 
mit der instinktiven Tendenz, deren Explosion jene Vólker 
ihre Freiheit verdanken, sondern auch mit den Fihigkeiten 
der sozialen Lage und der politischen Vorbereitung der 
Bewohner. 
Europa ist die Regel. Amerika ist die Ausnahme. 
Fir sie wurde jenes Wort geschrieben: Natura non facit 
saltos. Sie haben die Zivilisation durch viele Jahrhunderte 
hindurch forteesetzte Arbeit erobert. Hunderte von Gene- 
rationen sind einander bei dieser endlosen Aufgabe, die 
Menscheit zu vervollkommnen, gefolet. War das Ideal der 
einen verwirklicht, so entstand ein neues, welches den er-
	        
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