Der nachstehende Vortrae des Herrn Gesandtschafts-
sekretárs Carlos Blixén wurde am 8, April 1907 in der
Abteilung Berlin-Charlottenburg der Deutschen Kolonial-
gesellschaft gehalten.
Hochyverehrte Versammlung!
Als ich vor einigen Wochen bei Herrn Dr. Max
Esser zu Besuch war, hatte ich das Vergniúgen, dort die
Bekanntschaft eines hochgebildeten, sehr vornehmen, reich
dekorierten Herrn zu machen.
Im Laute der Unterhaltung sprach ich úber ein
Thema, úber das nur jemand reden kann, der viel ge-
lesen und sich etwas im Leben umgeschaut hat. Da
gelaubte nun der Herr mir ein warmes Lob zu spenden,
als er mir sein unverhilltes Erstaunen mit folgenden
Worten kundgab: Aber ist es denn móglich, daf Sie
Uruguayer sind? Sie haben wirklich die deutsche Sprache
in Montevideo einzig und allein aus dem Grunde gelernt,
um deutsch zu kónnen? Dabei richtete er verstohlen
seine Blicke nach meiner Brust, wie wenn er dort die
eróbten gelben Brillanten zu finden hoffte, die bei ge-
wissen Auslindern bisweilen die Stelle eines Passes ver-
treten, und ich zweifle gar nicht, daB, wenn wir uns an
der Tatel getroffen hiátten, er sicher neugierig beobachtet
hiitte, wie ich mit dem Problem, Hummern zu essen,
fertig werden wiúrde, oder, dab er voller Ungeduld auf
das Ende der Mablzeit gewartet hiátte, um zu sehen, ob
ich nicht ein paar tiichtige Schluck aus der zum Hánde-
waschen bestimmten Schale nehmen wúrde. Spáter
lenkte sich das Grespriich auf den DreiBigjáhrigen Krieg,